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Die deutsche Sprache und unser Jubiläum
 
Nitra, september 2005

(Nachdenken aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums des Prüfungszentrums des Goethe- Instituts im E – KU Institut für sprachliche und interkulturelle Kommunikation)

Die deutsche Sprache ist meine Herzensangelegenheit. Ich hatte einen hervorragenden Deutschlehrer, der mich so beeinflußte, dass ich Germanistik sogar studiert habe. In Jena, der Universitätsstadt von Goethe und Schiller. Im August konnte ich mich – 21 Jahre nach Studienende – mit meinen Studienkollegen treffen. Wir leben in verschiedenen Ländern und hatten uns allerhand zu erzählen. Als Sprachlehrer widmeten wir allerdings ein Teil unserer Gespräche der deutschen Sprache. Eine Sache, die mich in dieser Hinsicht traurig stimmt, und die ich in den letzten Jahren aber intensiv wahrnehme, ist der Schwund der deutschen Sprache. Aus den Grund- und Mittelschulen, den Universitäten, ganz zu schweigen von ihrem Gebrauch auf verschiedenen internationalen Konferenzen. Und das obwohl sie für den größten Teil der EU- Bürger Muttersprache ist. Ein gesondertes Thema würden Erfahrungen aus EU- Institutionen darstellen.

Ich weiß nicht, was dazu diesen August auf der Weltkonferenz der Deutschlehrer im österreichischen Graz gesprochen wurde, ich kann es nur ahnen... Der Rückgang der deutschen Sprache ist europaweit. Der Umfang lässt Alarm schlagen, erschreckt und überrascht! Selbst in der Slowakei, einem unmittelbaren Nachbarn von Österreich und einem wichtigen Handelspartner von Deutschland! In einem Land, in dem wir in der Sprache unserer Groß- und Urgroßeltern, aber auch in der gegenwärtigen Sprache Spuren des Deutschen finden: wir gehen oft an die frische luft, manchmal verdirbt uns irgendein unglückliches ksicht die Laune (meine Kinder sagen schon face), Autofahrer werfen ihren blinker aus usw. Diese Umgangssprache entstammt der gemeinsamen Geschichte mit den deutschsprachigen Ländern, ist ein Bestandteil unserer Kultur. Gegenwärtig sind wir Zeugen dessen, dass slowakische Kinder – in unserem Fall gerade mal ca.140 km von Wien ¬–, bis vor kurzem massenweise in Deutschkursen, nun gleich nach Englisch, Interesse für Französisch und Spanisch zeigen. An unserem Arbeitsplatz im Prüfungszentrum des Goethe-Instituts versuchen wir, im Rahmen unserer Möglichkeiten, die deutsche Sprache zu unterstützen. Dies ist nicht immer leicht, aber wir werden uns auch weiterhin engagieren. Eins ist aber sicher: Die deutsche Sprache braucht eine größere Unterstützung von den relevanten Institutionen – wirtschaftlichen, politischen und kulturellen. Eine aktive Sprachpolitik, die Verbindung österreichischer und deutscher Bestrebungen, vielleicht auch der Schweizer.

Ich weiß, dass dieser Artikel nur eine kleine Stimme ist, die bald verklingt. Trotzdem musste ich es aussprechen. Unser zehnjähriges Jubiläum als Prüfungszentrum des Goethe- Instituts ist eine passende Gelegenheit dafür, Gefühle, Befürchtungen, aber auch die Beziehung zur deutschen Sprache offen zu legen. Ich hätte auch loben können, wir verzeichnen doch in der Zahl der Prüfungsteilnehmer immer noch ein kleines Wachstum. Aber ein Mensch kann nicht nur vor sich hinsehen, er muss auch Weitblick beweisen ...

Unserem Arbeitsplatz wünsche ich für die nächsten Jahre viel Erfolg, positiv motivierte Interessenten für die deutsche Sprache und Zertifikate des Goethe-Instituts. Vielleicht hilft ja der Fußball dabei: im nächsten Jahr findet die Fußballweltmeisterschaft gerade in Deutschland statt!


Mgr. Anatolij Vdovičenko,
Direktor des E – KU Instituts für sprachliche und interkulturelle Kommunikation und Leiter des Prüfungszentrums des Goethe- Instituts



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